Von Oliver Wieters
Bergedorf (wie). Eigentlich ist Herr Kunze aus 76661 Philippsburg nicht leicht aus der Ruhe zu bringen – aber irgendwann hat sogar einer wie er die Faxen dicke. „Immer wieder“, schreibt er, bekommen er und seine Frau Fax-Mitteilungen, die eigentlich für die „bz“ bestimmt sind. „Wenn wir in unsere Werkstatt kommen“ – er ist Inhaber einer Firma für Goldschmiedekunst – „hängen die Mitteilungen meterweise aus dem Apparat“. Bisher haben er und seine Frau immer die Absender informiert, aber langsam werde es ihnen „einfach zu dumm“. Immerhin hat auch Faxpapier seinen Preis, von den Telefonaten ganz zu schweigen. Der ältere Herr aus der Saumagenhochburg Pfalz bittet daher freundlich um sofortige Berichtigung der „bz“-Faxnummer.
Gesagt, getan, möchte man meinen. Aber wo findet sich der Schuldige, der vielleicht aus einer „6″ eine „9″ oder aus einer „3″ eine „0″ gemacht hat? Die Nachforschungen bringen Überraschendes an den Tag: Wenn es denn einen Schuldigen gibt, so ist es wohl kaum ein Drucker. Der Teufel liegt vielmehr im Detail: 072566219 lautet die Telefaxnummer der Firma in Philippsburg (Vorwahl 07256). Und 72566219 lautet, ohne Vorwahl, die Faxnummer der „bz“. Fast identisch! Aber ohne „0″ landen die Faxe auf dem Tisch der „bz“-Reakteure, mit „0″ werden sie von Herrn und Frau Kunze umgehend entsorgt.
„Die ,0` ist das Kriterium, nach dem Orts- und Fernnummern unterschieden werden“, erläutert Elke Münkner, Pressesprecherin der Telekom Hamburg, die Misere der „bz“. Da könne man nicht viel machen: Entweder ändert man die Nummer oder teilt jedem Fax-Absender mit, dass er sich verwählt hat. Leider gibt es die fehlgeleiteten Faxe nicht mehr, sie wurden von Frau Kunze im Zuge des Mülltrennungsverfahrens vorschriftsmäßig dem Recycling zugeführt. Herr Kunze erinnert sich nur noch daran, dass eines von ihnen „irgendetwas mit Pferden“ zu tun gehabt hatte – Reiter, bitte melden!
Bergedorfer Zeitung, 4.8.2000